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Wenn Menschen mit und ohne Handicap aufeinandertreffen, sind Berührungsängste keine Seltenheit. Ganz anders sieht das gerade an der Martinischule in Freystadt aus. Vor vier Wochen startete das Inklusionsprojekt „Kochen kennt keine Barrieren“. Am Montag trafen sich 22 Schüler der 7 M sowie fünf gehörlose Schüler des Förderzentrums der Regens-Wagner-Schule Zell, um in der Freystädter Schulküche gemeinsam ein leckeres Mittagessen zu kochen.
Von Berührungsängsten war an diesem Vormittag nichts zu spüren. Es war bereits das zweite gemeinsame Koch-Event und weitere werden im Laufe des Schuljahres folgen. Diesmal standen Lasagne als Hauptgang, Zitronenquark und Schokocreme als Nachspeise auf der Speisekarte. Und nicht nur beim Kochen, sondern auch beim gemeinsamen Essen spielte die Gebärdensprache eine große Rolle – denn man will sich ja auch ein wenig unterhalten.
Die Idee für das Inklusionsprojekt hatte Fabian Seitz, der am Förderzentrum der Regens-Wagner-Schule in Zell unterrichtet. Mit der Martini-Schule habe er den idealen Partner gefunden, erzählte er. „Von diesem Projekt profitieren alle“, sind sich Seitz und Christiane Bauer, Klassenleiterin der 7 M, einig. Unterstützt werden die beiden Lehrkräfte beim Kochen von Elias Hennig, der als Bufdi (Bundesfreiwilligendienst) derzeit für ein Jahr am Förderzentrum im Einsatz ist, und von Petra Ochsenkühn, Fachlehrerin für Ernährung und Soziales an der Martinischule. „Ich habe heute die Lasagne geschichtet“, erklärt der 17- jährige Niklas in Gebärdensprache beim kurzen Interview. „Und es hat sehr gut geschmeckt.“ Da Niklas auch zuhause öfter kocht, hat er sich in der Schulküche schnell zurechtgefunden. Am liebsten isst er übrigens Salat, „aber eigentlich schmeckt mir alles“, verrät er und lacht. Auch Elias Hennig ist von dem Inklusionsprojekt begeistert. „Ich bin am Förderzentrum vor allem als Individualbegleitung im Einsatz. Gebärden kann ich inzwischen natürlich auch.“ Die Gebärdensprache sei im Grunde nicht schwierig – die Zeichen seien absolut logisch.
So haben auch die Schüler der 7 M inzwischen einige Wörter gelernt. Beim „guten Appetit wünschen“ wird zugleich auf den Tisch geklopft. „Es funktioniert super“, sagt Christiane Bauer. Beim ersten Treffen stand zunächst das Kennenlernen im Fokus und dabei durften Plakate mit der Gebärdensprache nicht fehlen. „Das gemeinsame Kochen macht einfach Spaß“, versichert Julia. Für die Zwölfjährige ist es kein Problem, sich mit den gehörlosen Mitschülern zu verständigen. „Man kann ja ganz einfach zeigen, was man meint.“ Auch bei der Menüauswahl dürfen die Schüler mitreden. Ob allerdings ihr Lieblingsgericht Germknödel einmal auf der Speisekarte stehen wird, ist fraglich, denn die sind gar nicht so einfach zu machen. „Es ist super zu sehen, wie die Kids aufeinander zugehen“, sagt Fabian Seitz. „Es gibt keine Hürden, denn es ist eben ganz normal, auch wenn man ein bisschen anders ist.“
Abschließend soll das Projekt mit einem von den Schülern gekochten Mehrgänge-Menü oder Büffet, zu dem dann auch Schulleitung und Bürgermeister eingeladen werden. Zur Finanzierung der Essenseinkäufe will man ein Förderprogramm der Regierung nutzen, der Antrag ist gestellt. Dass die Lasagne am Montag allen geschmeckt hat, zeigten die leer gegessenen Teller. „Und was machen wir nächstes Mal?“, fragt Fabian Seitz in die Runde. Gulasch, Nudeln, Pizza, Pizzasemmeln – an Vorschlägen mangelt es nicht. Schließlich fällt die Entscheidung auf Calzone mit Salat und ein Himbeertiramisu zum Nachtisch. „Das wird bestimmt super“, freuen sich Johanna und Jessica. „Heute haben wir wieder neue Wörter in Gebärdensprache gelernt“, sagen sie. „Jetzt können wir uns schon ein bisschen unterhalten.“